Bestimmt kennen das viele von euch: Die Einteilung aller Lebensmittel in ungesund und gesund. Natürlich gibt es im Endeffekt schon eine grobe Unterteilung in die beide Kategorien. Chips sind ungesund, Alkohol ist ungesund, Sahne ist ungesund. Salat ist gesund, Äpfel ist gesund, Smoothies sind gesund. Und so weiter. Aber ist das wirklich so? Und darf man sich nur von gesunden Lebensmittel ernähren und die ungesunden muss man meiden?
Als ich anfing mich mit dem Thema intensiver zu beschäftigen - auch aufgrund dem ganzen Fitness- und Healthy-Lifestyle - begann ich ebenfalls in meinem Kopf mit einer Unterteilung. Ich steckte jedes Lebensmittel in eine Kategorie. Es fing an mit Kohlenhydraten, die mich beschäftigten. Anfangs waren es Nudeln, die ich als ungesund abstempelte. Also wurden Nudeln zum verbotenene Lebensmittel. Danach kamen Kartoffel dazu. Diese bösen Kartoffeln. Also wurden sie auch gestrichen. Reis war zu Beginn noch in Ordnung, schließlich galt Reis zu einer der Hauptnahrungsmittel der ganzen Sportlern. Irgendwann wurden dann aber selbst Reis gestrichen, ich verbannte jede Art von Kohlenhydraten von meinem Speiseplan. Gut. Es waren ja noch genug Lebensmittel übrig. Doch über die Zeit sortierte ich immer mehr Lebensmittel in die verbotene Kategorie ein. Säfte? Zu viel Zucker. Bananen? Oh Gott, viel zu viele Kalorien für ein Obst. Joghurt mit Geschmack? Auf keinen Fall - nur Natur und mit 0,1 % Fett. Am Ende hatte ich noch eine Hand voll "Gesunder" Lebensmittel, die ich fast ohne schlechtes Gewissen zu mir nehmen konnte. Eier, Salat, Gemüse, Nüsse und Äpfel. Und damit habe ich dann versucht genug Energie zu gewinnen um arbeiten zu gehen, meine Uni zu schaffen und zeitgleich täglich in den Sport zu gehen. Ich war nur noch mies drauf, erschöpft und unglücklich. Dazu dann noch die gestörte Wahrnehmung. Perfekter Nährboden für einen Zusammenbruch.
Als ich dann endlich den Schritt wagte und in eine Klinik ging merkte ich langsam auch wieder, was sich körperlich verändert, wenn man ausgewogen und regelmäßig isst. Ich dachte während ich krank war oft, mir geht es psychisch einfach schlecht, deswegen esse ich nichts und magere mich ab. Im Endeffekt ist das ganze aber ein Kreislauf. Es hat ganz klar mit negativen Gedanken zu meiner Person und meinem Körper angefangen, aber je mehr ich abnahm und je weniger ich aß, desto schlimmer ging es mir körperlich. Und je schlimmer es körperlich wurde, desto schlimmer wurde es dann auch wieder psychisch. Heute erkenne ich, dass ich mich durch diese ganze Totour niemals hätte besser fühlen können. Natürlich ab und an machte es mich für einen winzigen Augenblick glücklich zu sehen, dass ich es geschafft hatte abzunehmen, ich bewunderte dann immer meine Disziplin und meinen Ehrgeiz. Aber dieser Moment ging immer so schnell vorbei und danach blieb nur noch Leere und Traurigkeit.
Was ich damit sagen möchte, eine Einteilung in gesund und ungesund entsteht oft automatisch. In der heutigen Gesellschaft wird so viel über Ernährung gesprochen und diskutiert, dass kaum jemand an dem Thema vorbei kommt. Nur sollte man, nur weil man Nahrungsmittel kategorisiert, sie dadurch nicht komplett streichen. Zumindest nicht aus dem Grund, dass man etwas für ungesund hält. Wenn es einem nicht schmeckt, oder man Lust auf etwas Gesundes hat ist das vollkommen in Ordnung. Doch sich Dinge generell und immer zu verbieten führt zu nichts Gutem. Das wichtigste ist, dass man ausgewogen isst.
Als ich von der Klinik zurück kam, hatte ich erst das Gefühl ich muss nun jedem beweisen, dass ich wieder normal esse. Also bestellte ich jedesmal, wenn wir essen waren, Gerichte von denen ich dachte, die isst man, wenn man eine normale Ernährung hat. Pizza, Pasta, Burger usw. Ich hatte Angst Salat zu bestellen, weil ich befürchtete alle würden denken, ich rutsche wieder in meine Essstörung. Mittlerweile habe ich erkannt, dass ich mich nach keinem Extrem ernähren sollte. Wenn ich Lust auf einen Salat habe, esse ich Salat. Wenn ich Lust auf Pizza habe, esse ich Pizza. Natürlich sollte man sich gesund ernähren, aber im Endeffekt wird das Ganze erst "ungesund", wenn von etwas zu viel oder zu wenig isst.
