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  • AutorenbildJulia Gauly

Ein Jahr später

Heute möchte ich darüber schreiben, was sich seit dem letzten Jahr verändert hat. Das letzte Jahr quasi Revue passieren lassen. Was ist nun anders? Was hat sich in meinem Leben verbessert und an was muss ich jetzt immer noch arbeiten? Wie ist mein Blick heute auf das Vergangene.


Vor genau einem Jahr hatte ich meine 4-wöchige Pause von der Klinik. Meine Heimerprobung, die jedem in der Schön Klinik in Bad Staffelstein angeboten wurde. Dort in der Klinik arbeiten sie mit einer sogenannte Intervall-Therapie, bei welcher man mehrere Klinikphasen hat und zwischendrin immer wieder Heimerprobungen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon 3 Monate Klinikaufenthalt und Therapie hinter mir. Es ging damals nun darum zu schauen wie das Erlernte im "normalen" Umfeld zuhause funktioniert. Ob ich trotzdem essen würde und mich an die "Regeln" halten würde. Ich wusste es würde sehr hart werden zuhause 3 mal täglich ausreichend zu essen und mich allein täglich auf die Wiege zu stellen und das Ergebnis auszuhalten. Keiner würde mich kontrollieren oder ständig neben mir sitzen. Ich hatte auf einmal wieder selbst die ganze Verantwortung für mich. Ich hatte große Angst. Im Endeffekt klappte es im Großen und Ganzen gut, auch wenn ich schon das ein oder andere Mal das tägliche Wiegen ausfallen ließ oder meine Portion definitiv kleiner als normal zubereitete. Aber jeder unterstütze mich. Meine Freund, meine Familie und mein Freund halfen mir durch die 4 Wochen und ich schaffte es in dieser Zeit sogar über meine größte Gewichtsangstgrenze. Eine neue Zahl ganz vorne. Die 50. Ich war damals sehr stolz, aber auch sehr traurig. Es war schwierig diese Marke wieder zu knacken und die Grenze zu überschreiten. Heute schaue ich mir Bilder von mir an mit 50 Kilo und sehe wie ungesund das noch ausgesehen hat. Damals war mein Blick anders. Ich nahm seit Monaten jeden Tag zu und hatte das Gefühl es wäre viel zu viel Gewicht.


Heute wiege ich mich alle ein bis zwei Wochen. Und das reicht meiner Meinung nach auch vollkommen aus. Ich esse nach Hunger und Sättigung. Das kannte ich vor einem Jahr nicht. Ich musste ganz streng nach meinem Mahlzeitenplan essen. Ich schreibe mir heute zwar immer noch einen Plan, aber er dient mehr zur Orientierung und zur Unterstützung, dass ich abwechslungsreiche koche und esse. Ich habe mittlerweile einen anderen Blick auf mich und meinen Körper. Die Zahl auf der Waage spielt keine so große Rolle mehr, sondern mehr meine Gefühle, meine innere Körperwahrnehmung.


Vor einem Jahr (links), heute (rechts)

Was ich immer noch stark merke ist, dass ich Essen und Lebensmittel immer noch kategorisiere und noch darauf achte, dass ich viel gesund esse. Essen ist und bleibt ein Thema in meinem Leben. Ich weiß auch nicht, ob das jemals ganz weg geht, aber ich kann damit gut leben und umgehen. Ich weiß, dass es immer bessere und schlechtere Tage geben wird, aber darauf bin ich eingestellt.


Ich habe jetzt zusätzlich zu meinem Hauptjob noch einen Nebenjob. Es macht mir Spaß und belastet mich nicht. Ich habe so viel Energie und meine Depressionen sind so nebensächlich geworden. Wenn ich mir überlege wie stark sich meine Grundstimmung verändert hat ist das einfach nur Wahnsinn. Ich hatte nie Energie, war ständig traurig und einfach erledigt. Natürlich bin ich heute nach einem langen Tag oder einer harten Arbeitswoche auch erschöpft. Aber nicht komplett ausgelaugt und tief traurig.


Vor einem Jahr hatte ich das Gefühl, dass es mir schon so viel besser geht und dass sich schon so viel verändert hatte. Wie ich jetzt weiß war das noch lang nicht alles. Ich bin einfach glücklich und zufrieden und habe viel mehr Zeit und Energie für so viele andere Dinge in meinem Leben. Ich merke es hat sich gelohnt. Der ganze Weg und ich möchte nur weitergeben, dass wenn man schon auf dem Weg der Besserung ist es mit mehr Zeit noch so viel besser, leichter und schöner wird.

Vor einem Jahr (rechts), heute (links)

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