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  • AutorenbildJulia Gauly

Die Begleiterscheinungen einer Essstörung

Kalorien-Asperger.

Detailliertes Esstagebuch.

Was hat meine Freundin vor drei Wochen beim Lunch gegessen?

Habe ich heute ein Kalorien Überschuss oder Kalorie Defizit?

Wahrnehmungsstörung.

Körperliche Erkrankungen.


Von harmlosen "Ritualien", die zwar auch die Psyche beeinflussen können, zu ernsthaften körperlichen Erkrankungen. Eine Essstörung hat einige Begleiterscheinungen, die zwar mit der Zeit verschwinden können, sich aber ab und an, immer wieder bemerkbar machen.


Ich merke mir zum Beispiel immer Dinge, wie beispielsweise, was meine beste Freundin bestellt hat, als wir gemeinsam vor einer Woche zusammen essen waren. Ich weiß auch ganz genau, ob sie alles aufgegessen hat oder etwas hat zurück gehen lassen. Ich habe immer noch die unbewusste Angewohnheit auf diese Dinge zu achten und sie mir zu merken. Manchmal bleiben die Gedanken dann auch unbewusst, aber oft merke ich, wie ich darüber nachdenke und automatisch mein Essen, meine Mahlzeiten damit vergleiche.


Ich kann auch nicht vergessen oder nicht nicht drüber nachdenken, wie viel Kalorien eine bestimmtes Lebensmittel hat. Ich weiß von sehr vielen Produkten und Lebensmittel immer noch ganz genau, welche Nährwerte oder Kalorien sie haben. Eine Scheibe Toast hat zum Beispiel ca. 100 Kalorien und eine Portion Nudeln ca. 300.

Der einzige Unterschied zu früher ist, dass ich nicht alles im Kopf addiere, was ich den Tag über esse. Diesen Schritt habe ich glücklicherweise hinter mir. Ab und zu merke ich, wie ich anfange zu zählen - dann aber unterbreche ich mich immer ganz schnell, da ich es eigentlich nicht wissen will, um gar nicht erst das Risiko zu zulassen, dass mein Verhalten dadurch beeinflusst werden könnte.


Auch die Wahrnehmungsstörung ist etwas, das sich je nach Tagesform mal stärker, mal schwächer bemerkbar macht. Ich habe Tage da bin ich einfach zufrieden und bewerte mich nicht. An anderen schaffe ich das nicht. Ich denke aber, dies ist etwas was eigentlich jeder kennt, deswegen versuche ich es nicht überzubewerten. Mein Trick ist, an Tagen, an denen es ganz schlimm ist und ich mich unwohl fühle, nur Klamotten anzuziehen, in denen ich mich an anderen Tagen schon mal richtig wohl gefühlt habe. Wenn das Unwohl-Sein-Gefühl dann anhält, weiß ich, dass meine Wahrnehmung mich gerade wieder reinlegen will, da ich mir selber, genau in diesen Klamotten, ja schon einmal gefallen habe.


Körperliche Erkrankungen können mit der Zeit verschwinden. Meine Haare wachsen wieder schneller und stärker. Meine Haut ist nicht mehr so leichenblass, da meine Durchblutung viel besser geworden ist. Ich habe kein ständiges Herzrasen mehr, keine Schwindelanfälle. Diese Dinge haben sich so stark zum Positiven verändert. Bei längsranhaltenden Essstörungen (ich war nur zwei Jahre wirklich krank) können natürlich schwerwiegender körperliche Erkrankungen entstanden sein, von welchen sich der Körper nicht so leicht und schnell erhöht - Erkrankungen am Herzen, Diabetes oder Organschäden.


Ich habe nun seit ungefähr einem Jahr wieder Normalgewicht. Und ich kann sagen, dass sich mein Körper wieder erholt hat. Meine Psyche ist immer noch nicht auf einem ganz normalen Stand, aber auch das wird, denke ich, mit Weiterverfolgung der Therapie, besser und die Nebenwirkungen immer schwächer.


Aufreden Fall dürfen diese Begleiterscheinungen nicht unterschätzt und übersehen werden. Sie sind real und es bedarf Aufmerksamkeit und Geduld, um diese zu behandeln.


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