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  • AutorenbildJulia Gauly

Die Angst vor der Waage

Das stetige, lästige Thema mit dem Wiegen. Der Zahl, die dort steht. Der Häufigkeit des Wiegens. Das Gefühl danach.


Mein Umgang mit dem Wiegen hat sich immer wieder verändert im Laufe der Zeit.


Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht genau, wie ich das ganze vor meiner Essstörung geregelt habe. Ich glaube aber, ich habe mich nur selten gewogen. Alle paar Woche vielleicht mal. Natürlich hat mich das nicht immer glücklich gemacht und wenn ich etwas zugenommen habe, war ich erst einmal genervt und bedrückt. Aber ein paar Stunden später oder spätestens am nächsten Tag hatte ich es bereits wieder vergessen.

Als ich dann erkrankte, wurde das Wiegen zum täglichen Ritual. Jeden Tag musste ich kontrollieren, dass ich nicht zugenommen habe, im besten Fall noch abgenommen hatte. Natürlich war das nicht jeden Tag der Fall. Wenn ich zugenommen hatte beeinflusste das meine Gedanken, mein Handeln und meine Stimmung. Es war ein schreckliches Gefühl.


Gegen Ende entwickelte ich ein neues Muster. Ich wog mich gar nicht mehr, weil ich das Gefühl vermeide wollte mich mit der Zahl zu konfrontieren. Je länger die Zeit verging desto größer wurde die Angst davor.


Als ich dann in die Klinik ging war ich wieder dazu gezwungen mich jeden Tag zu wiegen. Die Angst davor jeden Morgen war schlimm. Ich dachte, dass es mit der Zeit leichter werden würde, weil man sich daran gewöhnt - aber es war immer noch unangenehm.


Ehrlich gesagt, glaube ich, dass es keinen Menschen gibt, der sich gerne wiegt. Doch ich sehe ein, dass es in der Zeit, in der ich noch untergewichtig war, gut war mich sehr regelmäßig zu wiegen. Es war wichtig darauf zu schauen, ob ich nicht zu langsam und nicht zu schnell wieder an Gewicht gewinne.

Seit ich aber wieder im normalen Bereich liege habe ich das wieder umgestellt. Ein tägliches Wiegen wäre aktuell wieder ein Kontroll-Zwang. Ich habe mich dazu entschieden mich nun nur noch jede zweite Woche zu wiegen. Die täglichen Schwankungen werden somit nicht berücksichtigt und trotzdem ist die Zeitspanne nicht zu groß, sodass ich keine große Angst davor entwickle.



Ich denke jeder muss seinen eigenen Rhythmus finden, welcher Turnus gut für ihn ist. Nur ist es wie bei allem: zu wenig (selten) oder zu viel (zu oft) ist nie das Richtige, man muss das angebrachte Mittelmaß für einen selbst finden. Und am wichtigsten ist: Es ist egal was steht, wir sind alle mehr als eine Zahl die dann auf der Waage steht.



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